Dem Ende nah?

Dem Ende nah?

Dem Ende nah?

„Ganz egal, ob man immer an allem Schuld ist: Aber als Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende trage ich schon qua Amt die Verantwortung für alles. Für Gelungenes genauso wie für Misslungenes.“

So Angela Merkel nach der Sitzung des CDU-Bundesvorstandes am 29. Oktober 2018. Das ist ein Satz, wie ins Stammbuch der Berufspolitiker geschrieben. Er zeigt gnadenlos auf Horst Seehofer und sein würdeloses Zeitspiel, das sich inzwischen wie Mehltau über die CSU legt.

Spitzenpolitiker sollten sich ihrer Verantwortung stellen. Angela Merkel hat es getan. Derjenige, der mit seiner rüden Rhetorik und seiner Rage, einen sehr großen Beitrag zum schlechten Erscheinungsbild der Großen Koalition in Berlin und zum schlechten Abschneiden der CSU und der CDU bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen geleistet hat, versucht Zeit zu schinden, wie ein Fußballer der sich in den letzten Spielminuten auf dem Rasen wälzt, um dem gegnerischen Team die Chance zu nehmen noch einmal ein Tor zu erzielen. Achtung und Mitleid bekommen Fußballer für dieses Verhalten nicht. Sie ernten höchstens ein höhnisches „Hast Du Aua?“ samt Pfeifkonzert von den Rängen.

So jetzt auch Horst Seehofer. Sein Wunsch in Würde und Anstand den Parteivorsitz zu räumen, wird immer unerfüllbarer. Zuletzt stieß er die Bezirksfürsten der CSU vor den Kopf. Als sie nach ihren Beratungen mit dem CSU-Vorsitzenden am vergangenen Sonntag auseinander gingen, stand für die Teilnehmer der Runde fest: Seehofer macht Platz für einen Nachfolger und er wird auch den Posten des Bundesinnenministers räumen. So berichteten es übereinstimmend Teilnehmer der Beratungen. Am Tag danach staunten sie nicht schlecht, als Seehofer seine Lesart der Beratungsergebnisse öffentlich darlegte. Er werde das Wann und Wie seines Rückzugs in den kommenden Tagen bekannt geben. Das werde sein Amt als Bundesinnenminister nicht tangieren. Er bleibt!

Seitdem trifft man nur noch sehr wenige Parteifreunde, die ein gutes Haar an ihrem Vorsitzenden lassen. Die Kundigen weisen auf die Belastungen hin, die er verursacht hatte und zeigen dabei auf die Kurve in den Meinungsumfragen vor der Landtagswahl. Sie zeigt wie die CSU im Sommer dieses Jahres unter die 40-Prozent-Marke rutschte als Seehofer gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel wütete.Sie wünschen sich das Ende des Albtraums herbei. Doch Seehofer hält daran fest, dass er der Herr des Verfahrens ist.

Er wiegt sich in der trügerischen Sicherheit, dass die Partei vor einem Sturz ihres Vorsitzenden zurückschrecken werde. Hatte doch die Vertreibung von Edmund Stoiber im Jahr 2007 und der darauf folgende Verlust der absoluten Mehrheit bei der Landtagswahl zu einem regelrechten Trauma für die CSU geführt. Die Angst vor einer Wiederholung hatte Seehofer schon nach der Bundestagswahl im Herbst 2017 vor einem völligen Sturz geschützt und ihm „nur“ den Verzicht auf das Amt des Ministerpräsidenten abgetrotzt, den er zum Schaden seiner Partei im beginnenden Landtagswahlkampf erst mit einiger Verspätung vollzog.

Die Parteifreunde suchen nach Erklärungen für das Verhalten Seehofers. Agiert er wie ein angeschlagener Boxer, der sich seine Niederlage nicht eingestehen will und nun auf einen “lucky Punch“ in der letzten Runde hofft? Oder ist es sein Hass auf die CDU-Vorsitzende? Sie politisch zu überleben und seien es auch nur Wochen könnte eine seine Triebfedern sein. Das würde sein Verhalten erklären, als die Kanzlerin die politische Verantwortung übernahm und Weg für eine Neubesetzung an der CDU-Spitze ebnete. Der CSU-Vorsitzende stand vor der Kamera, drückte sein Bedauern („sehr, sehr schade“) über Merkels Schritt aus und konterte die Frage nach seinen persönlichen Konsequenzen aus dem Wahldebakel mit dem Hinweis jetzt gäbe es erst einmal Wichtigeres. Dabei sah er so zufrieden aus, wie eine Katze, die gerade einen Vogel gefressen hat.

Geht es also am Ende nur noch darum, eine längere politische Verweildauer zu haben als sie? Er könnte Angela Merkel einmal mehr unterschätzen. Wer die Bundeskanzlerin dieser Tage erlebt, hat nicht den Eindruck einer geschwächten Politikerin. Im Gegenteil! Sie könnte zu großer Form auflaufen und frei von der Rücksichtnahme auf die Schwesterpartei handeln, wenn Horst Seehofer wieder einen Fehler macht, wie im Fall Maaßen.

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